Mo. 9. Sept. 2013 | 19:30 Uhr
Ort: Johanniscafé, Johannisplatz 4, Dorfen
Veranstalter: AG International Dorfen
Am 11.9.2013 jährt sich der 40. Jahrestag des Putschs gegen die frei gewählte sozialistische Regierung in Chile. Präsident Salvador Allende (Foto) starb und mit ihm die Hoffnung auf ein freies Chile ohne Bevormundung durch die ehemalige Kolonialmacht Spanien und Einmischung durch die USA. Der US-Geheimdienst CIA unterstützte die Putschisten. Während der Pinochet-Diktatur (1973– 1990) wurde gefoltert, verschleppt und das Land unter Anleitung westlicher Regierungen wieder auf neoliberalen Kurs gebracht.
In einem Vortrag mit Filmausschnitten erinnern wir an die historischen Ereignisse und diskutieren über Bedeutung und Konsequenzen des Putsches und des durch ihn möglich gewordenen „Labor“ des Neoliberalismus .
Am 4. September 1970 konnte die Unidad Popular die Parlamentswahlen gewinnen und begann zügig ihr Wahlprogramm umzusetzen. Die wichtigsten Punkte waren die kostenlose Versorgung der armen Bevölkerung mit Lebensmitteln, die Ausweitung des Gesundheitssystems, die Verstaatlichung von Bodenschätzen, die Enteignung der Banken sowie eine radikale Agrarreform. Generell sollte im Sinne eines sozialistischen Wirtschaftsmodells der Staat selbst in einem System von staatlichem und halbstaatlichem Eigentum aktiver Träger der wirtschaftlichen Entwicklung werden. Ab 1972 organisierten sich jedoch Unternehmer gegen die Wirtschaftspolitik und es kam zu Aussperrungen, Betriebsschließungen, Streiks und Sabotageaktionen. Das Ausland, vor allem die USA und die US-Konzerne, boykottierten Chile: Kredite wurden gesperrt, Entwicklungshilfe gestrichen, Ersatzteillieferungen verweigert. In Folge der Streiks gegen die UP-Regierung nahm Salvador Allende Militärs in seine Regierung auf, um der Opposition die Verfassungstreue der Regierung zu beweisen. Die Parlamentswahlen im März 1973 endeten mit 43,4 % für die Regierung Allende, die ihren Stimmenanteil gegenüber der ersten Wahl 1970 steigern konnte. Die Hoffnung der Opposition, Allende legal des Amtes entheben zu können, waren zerstört. Am 11. September 1973 bombardierte die Luftwaffe den Regierungssitz in Santiago de Chile. Angeführt wurde der Putsch von General Augusto Pinochet, der erst sechs Wochen zuvor von Allende zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte ernannt worden war. Zunächst wurden von der Militärjunta die politischen Strukturen des Landes zerschlagen. Noch am Tag des Putsches wurde das Parlament und die Regierung aufgelöst. Hunderttausende Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialisten, linke ChristInnen oder organisierte Angehörige der ArbeiterInnenklasse wurden verhaftet und gefoltert. Zehntausende wurden in Sportstadien zusammengetrieben und ermordet. Hunderttausende ChilenInnenen wurden zur Flucht ins Exil gezwungen und lebten meist bis Mitte der 90er Jahre in Europa. Der Putsch beendete nicht nur das Ende von drei Jahre Sozialismus in Chile, sondern leitete eine politisch/wirtschaftliche Phase ein, die wir als Neoliberalismus kennen. Pinochets Militärs gaben die Macht nicht an die ehemaligen Eliten zurück, sondern übertrugen sie an junge Ökonomen, die für ihre marktwirtschaftlichen Versuche ideale Voraussetzungen vorfinden konnten. Am neoliberalen Konzept Chile orientierte sich kurze Zeit später Thatcher (Großbritannien) 1979 und Reagan (USA) 1981, die dem Neoliberalismus den weltweiten Durchbruch ermöglichten.