Wir organisieren uns seit Anfang der 90er Jahre in der Arbeitsgemeinschaft International Dorfen, weil wir einen Beitrag leisten wollen zur Überwindung von Armut, Unterdrückung und Krieg. Dafür erachten wir fundamentale gesellschaftliche Änderungen als unabdingbar.
Das Kernproblem sehen wir in der seit etwa 200 Jahre existierenden kapitalistischen Produktionsweise. Ihr Grundprinzip, mit privatem Eigentum und gekaufter Arbeitskraft Geld zu verdienen, schafft eine Klassengesellschaft mit horrend unterschiedlichen Lebensverhältnissen, mit großer Armut trotz gesellschaftlichen Reichtums.
Über die kapitalistische Epoche hinaus existieren gesellschaftliche Unterdrückungen und Bewusstseinsformen, die eine eigene Bewältigung erfordern. Dazu zählen wir v.a. die Unterdrückung der Frau durch den Mann und Rassismen wie Antisemitismus und Antiziganismus.
Wir verstehen uns als Teil einer internationalen antikapitalistischen Bewegung und teilen mit ihr das Ziel, die Herrschaft des Kapitals abzuschaffen, das Privateigentum an Produktionsmitteln zu vergesellschaften und die profitorientierte Wirtschaft durch eine bedarfsorientierte zu ersetzen. Damit wären nicht alle Probleme gelöst, aber die Voraussetzungen für ein Leben in sozialer Sicherheit und Frieden geschaffen.
Die im Kapitalismus mächtig gewordenen Staatsapparate sind für eine nicht-kapitalistische Gesellschaft nicht verwendbar, sondern stehen ihr entgegen. Deshalb wollen wir nicht die Macht im Staat erringen, sondern diesen abschaffen. Unser Ziel ist das Aufgehen des Staates in der sich selbst verwaltenden "Assoziation freier Produzenten" (Marx).
Eine Befreiung aus der kapitalistischen Maschinerie kann nur Bestand haben, wenn sie von der Mehrheit getragen wird, und sich in spürbar verbesserten Lebensumständen dieser Mehrheit niederschlägt. Das Bewusstsein und den Willen zur Befreiung können die Menschen in der heutigen Gesellschaft entwickeln, sie tun es aber nicht zwangsläufig.
Die bisherigen, als sozialistisch bezeichneten Gesellschaften, entstanden unter historisch-spezifischen Bedingungen durch einen zwar revolutionären, befreienden Prozeß, führten aber zu Staats- und Parteibürokratismus, zum Teil auch zu Millionen Opfern von Terror und Unterdrückung. Trotzdem beziehen wir uns positiv auf Errungenschaften dieser Revolutionen und die von ihnen ausgehende, breitgefächerte Praxis zur Herstellung einer egalitären Gesellschaft in sozialer Sicherheit.
Den Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer Verbündeten um 1990 halten wir nicht für den Endpunkt der antikapitalistischen Bewegung, sondern lediglich für das Ende ihrer ersten Etappe. 20 Jahre nach dem vermeintlichen Sieg des Kapitalismus steckt dieser in einer seiner tiefsten Krisen und soll durch umfassende Absenkung von Sozialleistungen, Löhnen und Gehältern, am Leben gehalten werden.
Wir verstehen uns als Teil des Widerstands gegen diese Politik der Verarmung und Verelendung. Wir lehnen die Sanierung von Staatshaushalten auf Kosten der unteren und mittleren Schichten ab, insbesondere die Privatisierung öffentlichen Eigentums und die Reduzierung von Sozialleistungen.
Wir halten Maßnahmen wie Bankenaufsicht oder Reichensteuer für untauglich, den Kapitalismus zu bändigen und soziale Sicherheit für alle herzustellen.
Wir wenden uns gegen aufkommende nationalistische und rassistische Bewegungen, sei es in Deutschland, Ungarn, Griechenland oder sonstwo. Wir unterstützen den Antifaschismus vor Ort und stehen an der Seite der von Nationalisten und Rassisten Bedrohten, Verfolgten und Diskriminierten.
Wir sind GegnerInnen des Imperialismus, insbesondere des deutschen, der seine wiedergewonnene ökonomische Stärke und Vormachtstellung in Europa zur Plünderung anderer Gesellschaften, Stärkung der Klassenherrschaft im Innern und Remilitarisierung seiner Außenpolitik benützt. Der Austritt Deutschlands aus der NATO und die Auflösung der Bundeswehr sind für uns notwendige Schritte zur Entmilitarisierung.
Wir rufen dazu auf, sich mit den herrschenden Zuständen nicht abzufinden und sich zusammen mit uns im Sinne dieser Ausführungen zu engagieren und zu organisieren, um dazu beizutragen, die drängendsten Probleme der Menschheit – Armut, Krieg und Umweltzerstörung - zu beseitigen.
AG International Dorfen, April 2013