Mo. 25. November 2013
Beginn: 19:30 Uhr
Ort: Johanniscafé Dorfen
Veranstalterin: AG International Dorfen

Marinaleda ist eine Gemeinde mit knapp 3000 Einwohnern in der Region Sevilla. Seit die Krise auch auf der iberischen Halbinsel Arbeitslosigkeit und Armut explodieren ließ, berichten weltweit Medien über den andalusischen Ort. Anders als im restlichen Spanien gibt es in Marinaleda nämlich keine Arbeitslosigkeit sondern Arbeit, soziale Sicherheit und bezahlbaren Wohnraum für alle. Dahinter stehen ein jahrzehntelanger Kampf um Land, ein beharrliches Ringen um Selbstorganisierung und Basisdemokratie sowie ein Festhalten an der Perspektive einer Gesellschaft jenseits von Krise, Kapitalismus und Krieg.

Ein Großteil der Einwohner ist bei der Genossenschaft Humar-Marinaleda angestellt, die nach jahrelangem Kampf von den landwirtschaftlichen Arbeitern selbst gegründet wurde. Seit den 70ern hatten die Bauern immer wieder den Grundbesitz des Landwirtschaftsbetriebs Humoso, der einem Adeligen gehörte, besetzt und wurden jedes Mal von der Guardia Civil auseinandergetrieben. 1992 wurde ihnen endlich stattgegeben: Heute sind sie die Eigentümer des Betriebs und kontrollieren alle Produktionsphasen. Zum Betrieb gehören eine Konservenfabrik, eine Ölmühle, Gewächshäuser, Ausrüstung zur Viehhaltung und ein Laden. Alle Arbeiter erhalten einen Lohn von 47 Euro pro Tag und arbeiten sechs Tage pro Woche, ganz gleich an welchem Arbeitsplatz. Das ergibt 1.128 Euro monatlich für eine 35- Stunden-Woche. [Der spanische Mindestlohn beträgt 641 Euro].

In der Hauptsaison beschäftigt die Genossenschaft rund 400 Personen. Doch keiner hat einen angestammten Arbeitsplatz: Alle wechseln sich ab, damit jeder ein Einkommen hat. „Weniger arbeiten, damit alle Arbeit haben“, so lautet der Grundsatz. Der Rest des wirtschaftlichen Lebens ist aus Geschäften, Dienstleistungen und Sporteinrichtungen zusammengesetzt. Während der letzten Jahrzehnte war Spanien dem „Immobilienboom“ verfallen und die Spekulation hatte den Immobiliensektor ergriffen. Marinaleda hat beschlossen, einen rigorosen Gegenkurs zu halten. Hier kann man ein 90 Quadratmeter großes Haus, mit Terrasse und in gutem Zustand, für 15 Euro monatlich mieten. Die einzige Bedingung: Jeder muss sich am Bau seines Wohnraums beteiligen.

Früher konnte ein großer Teil der landwirtschaftlichen Arbeiter kaum lesen. Heute haben sie eine Vorschule, eine Grundschule und eine weiterführende Schule bis zur zehnten Klasse. Die Kantine kostet monatlich nur 15 Euro.

In Marinaleda gibt es keine Polizei und die politischen Beschlüsse werden von einer Versammlung getroffen, an der alle Einwohner teilnehmen können. Das Budget wird in der Vollversammlung beschlossen, die auch den verschiedenen Posten zustimmt. Danach geht es auf der Ebene der Dorfviertel weiter, denn jedes Viertel hat seine eigene Einwohnerversammlung. Dort wird dann auch entschieden, wie jeder Euro des von der Gemeinde definierten Postens ausgegeben wird.

(aus einem Artikel von LUIS G.SAN MIGUEL, veröffentlicht auf presseurop.eu)

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