Mo. 13. Okt. 2014 | 19:30 Uhr
Referent: Vertreter der kurdischen Studierendenvereinigung YXK
Film: The silent revolution (Dokumentation, 50 min.)
Ort: Johanniscafé, Johannisplatz 4, Dorfen
Veranstalter: AG International Dorfen
Die Revolution im nordsyrischen Rojava, die im Mai.2011 in Kobanî begonnen hatte und rasend schnell die Region entlang der türkisch-syrischen Grenze erfasste, hat eine alternative Entwicklung in allen gesellschaftlichen Bereichen angestoßen.
Inspiriert vom Modell des Demokratischen Konföderalismus und der Demokratischen Autonomie wurde eine Selbstverwaltung durch Rätedemokratie, Frauenräte und eigene demokratisch organisierte Sicherheitskräfte geschaffen. Jede Bevölkerungs- und religiöse Gruppe soll in diesen immer von einer geschlechterquotierten Doppelspitze geleiteten Räten vertreten sein. Es wird keine Gründung eines eigenen Nationalstaats angestrebt, sondern eine demokratische Autonomie für die Region.
Demokratischer Konföderalismus ist offen gegenüber anderen politischen Gruppen. Ökologie und Feminismus sind zentrale Pfeiler. Im Rahmen dieser Art von Selbstverwaltung wird ein alternatives Wirtschaftssystem angestrebt, das den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird.«
Da die kurdische Bewegung in Rojava lange Zeit versuchte, sich aus der militärischen Konfrontation zwischen den islamistisch dominierten Rebellengruppen und den syrischen Streitkräften herauszuhalten, war die Region zunächst weitgehend von Auseinandersetzungen verschont geblieben und ein Großteil der anderswo zerstörten Infrastruktur war bis vor kurzem noch intakt.
Seit nunmehr über zwei Wochen läuft eine Großoffensive des »Islamischen Staates« gegen Kobani, den kleinsten der drei kurdischen Selbstverwaltungskantone in Rojava. Der direkt an die Türkei grenzende Kanton hält bereits seit mehr als zwei Jahren einer Belagerung durch vom Westen und den Golfmonarchien zum Kampf gegen die syrische Regierung hochgerüsteten dschihadistischen Banden stand. Die nur leicht bewaffneten Volksverteidigungseinheiten (YPG) leisten dem inzwischen über Panzer und schwere Artillerie verfügenden IS erbitterten Widerstand. Sollte Kobani fallen, droht ein Genozid an den ansässigen oder aus anderen Landesteilen dorthin geflohenen Kurden und anderen Bevölkerungsgruppen.
Deutsche Medien kommen inzwischen nicht mehr umhin, auf den bewundernswerten Einsatz der kurdischen Selbstverteidigungseinheiten zur Rettung zehntausender Flüchtlinge hinzuweisen. Einen besonderen Anteil an diesem Erfolg haben die kurdischen Fraueneinheiten , die bei den IS-Mördern gefürchtet sind. Sie können trotzdem nicht mit der Unterstützung durch westliche Staaten rechnen. Auch die Bundesregierung meint nur das reaktionäre Barzani-Regime im Nordirak, wenn von militärischer Hilfe an die Kurden die Rede ist.
Den Widerstand gegen diese Politik können wir nicht allein den fortschrittlichen KurdInnen überlassen. Jetzt ist unsere Solidarität besonders gefragt. Wie wir diese Solidarität zeigen können, darüber werden wir auf der Veranstaltung auch zu reden haben.
Solidarität konkret:
• Für eine Blutbank für Kobane. Infos unter www.medico.de
• Für das Frauenzentrum SARA zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
Infos unter: http://frauenzentrumsara.blogsport.eu
• Für den Wiederaufbau der Heyva-Sor-Zentrale in Kobanê. Infos unter: http://rojavasolidaritaet.blogsport.de